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buhs Montagsreport: Der Bettelstudent
Released by buh on Mo. 08. September 2003 00:01:15 [Statistics] [Comments]
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Bildung

\(\begingroup\) Der Bettelstudent
oder
Sparen wir. Uns die Zukunft.

Berlin. Bildung darf nichts kosten. Richtig.
Und nun nennen Sie mir bitte drei andere Dinge, die genauso wichtig sind wie Bildung und die wirklich nichts, gar nichts, kosten. ???



Bildung ist einerseits existenzrelevant für die gesamte Menschheit (und jeden einzelnen) und andererseits unheimlich finanzintensiv*. [Sonst könnte man ja nicht an der Bildung (meint an Geld für Bildung, trifft aber partiell auch so zu) sparen.]

Dummer Weise (neue RS?) prallen hier nun gerade jetzt zwei hässliche Phänomene aufeinander: Deutschland muss sparen und Deutschland ist ungebildet (wegens Pisa, Sie vastehn mir?)

Im Sport heißt das Spagat und tut mächtig weh. Im Klartext heißt das: Der Bildungsträger Nr. 1, Staat genannt, ist nicht in der Lage, allen seinen Landeskindern ihre Bildung zu finanzieren, muss aber. Um neben müssen auch noch zu können, denkt sich jedes Bundesland (Bildung ist Ländersache, von wegen Bundesbildungsministerin), jede Stadt und überhaupt jede bildungstragende Einheit etwas Tolles aus. Was dabei passiert, könnte man, wäre es nicht furchtbar, kurios nennen:

  1. Die Grundlage aller Bildung wird im Kleinkind- und Kita-Alter gelegt. (Daran glauben inzwischen sogar ausgesprochene Dogmenschreiber der genetischen Determiniertheit.) Damit müsste ein Kita-Platz für Eltern bezahlbarer sein als der Besuch einer (z.B. öffentlichen) Schule. Bitte befragen Sie hierzu Ihren Gemeinderat oder Ihre Allgemeinbildung.
     
  2. Eine alte Grunderfahrung besagt, dass Eigentum länger hält als eine kostenfreie Leihgabe. Der Besitz von Schulbüchern ist garantiert nicht schädlich, müsste aus Gründen der Kompatibilität allerdings mit verbindlichen Lehrplänen (und Länder übergreifenden Standards) gekoppelt werden. Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie die Kultusminister eines Landes.
     
  3. Ein Bundesland, das gut gebildete Landeskinder heranzieht, sieht, wie diese das Land verlassen, um hoch dotierte Posten anzutreten. Worin besteht der Dank dieser Landeskinder?
     
  4. Ein Student, dessen hartes 7-monatiges Tagwerk im Jahr nur selten von Entspannung unterbrochen wird (…), wird stadt-/staatlich unterstützt, und die Euren (Mehrzahl von Euro?), die er der Uni liefert, sieht sein Bildungsträger Nr. 1 auch nie. Der allerdings subventioniert seine Universitäten.
Um unseren gemeinsamen Spagat erfolgreich durchzustehen, müssen ein paar Tabus sterben. Man muss über Bildungsfinanzierung (nicht über Kaputtsparerei) reden.
Und man sollte Kopf und Füße auseinander halten können:
Wieso kostet ein Kitaplatz pro Monat mehr als alle Bücher eines Studenten im Semester?
Was ist und wie weit geht Lernmittelfreiheit?
Wer darf/kann wie von den eingesetzten Mitteln (Zuschüssen) anschließend profitieren?
Wie viel Verantwortung haben an der Bildung Beteiligte (auch Eltern), und wie viel steht ihnen dafür zu/kann man ihnen dabei entziehen?
Welche Verantwortung hat (insbesondere) Landespolitik für eine gemeinsame Bildungspolitik?

Vielleicht ist alles, was uns fehlt, nur ein realistisches Denken ohne permanente Besitzstandswahrung.


Ein herzliches Denk auf!

von buh2k+3

*: Die Vision einer kostenfreien Bildung enthält u.a. Unterrichtsgruppen von maximal 20 Schülern, ein wahres Feuerwerk von Experimenten in jeder Chemiestunde sowie Pleite gegangene, aber dennoch lächelnd Lehrbücher verschenkende Verlage. Und Dreiundzwanzigjährige in Klasse 7. *g*

\(\endgroup\)
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Der Bettelstudent [von buh]  
oder Sparen wir. Uns die Zukunft. Berlin. Bildung darf nichts kosten. Richtig. Und nun nennen Sie mir bitte drei andere Dinge, die genauso wichtig sind wie Bildung und die wirklich nichts, gar nichts, kosten. ???
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"buhs Montagsreport: Der Bettelstudent" | 1 Comment
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Re: Der Bettelstudent
von: euklid am: Mo. 08. September 2003 08:02:34
\(\begingroup\)Naja, bei uns in Kiel waren sie ganz spassig letztens:
Erst streicht der Landtag der einzigen Volluni in Schleswig-Holstein 1 Million an Mitteln fürs nächste Jahr und 14 Tage später fängt der Landtag an über eine Diätenerhöhung zu diskutieren.....Haben sie sich dann aber doch nochmal anders überlegt. (brave Politiker)

Es ist inzwischen schon so weit gespart worden bei uns, dass KEINE aussereuropäische Fremdsprache mehr im Studienangebot ist. Kein Mensch weiss warum, aber die Semestergebühren sind schwupp um 8 Euro geklettert. Auf meine Nachfragehin beim Studentenwerk, erhielt ich leider auch 3 Wochen später keine Antwort.

Unsere Landesfürstin Simonis ist ja die grösste Freundin von Studiengebühren.....aber glaubt mir:
Wenn mir jemand Geld für meine Ausbildung abnehmen will, dann setz ich mich dafür ein, dass wieder Lehrgeld an Lehrherren bezahlt wird und Auszubildende löhnen statt Lohn zu bekommen.
Genau in dem Moment wo Studiengebühren eingeführt werden, habe ich auch genug Zeit mich für soetwas zu engagieren, denn dann ist mein Studium Wohl oder Übel am nächsten Tag vorbei.\(\endgroup\)
 

 
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