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Mathematik » Finanzmathematik » fixe und variable Stückkosten
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Universität/Hochschule J fixe und variable Stückkosten
10emanreztuneB
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  Themenstart: 2020-01-24

Sehr geehrte Nutzer und Nutzerinnen dieses Forums, hierbei geht es weniger um eine direkte wirtschaftsmathematisch Frage sondern um eine Auseinandersetzung mit Begriflichkeiten. Ich weiß nicht, ob dies im Sinne des Forums ist. Sofern dies nicht der Fall ist, verstehe ich und bitte sogar darum, dass dieser Post entfernt wird bzw. dass man mich anweißt dies zu tun. Nun zum eigentlichen Sachverhalt, auf den ich gestoßen bin, indem ich als Mathematikstudent einem Wirtschaftstudenten Nachhilfe gegeben habe. Die Begriffe Kosten, Stückkosten, Fixkosten und variable Kosten sind für mich vollkommen logisch. Im Gegenteil dazu empfinde ich die Begriffe variabele und fixe Stückkosten eher wenig sinvoll. So beschreiben diese nicht, wie die meisten (Mathematiker) intuitiv annehmen würden*, die fixen Kosten, welche mit jedem Stück anfallen für die fixen Stückkosten und analog bei den variabelen Stückkosten, sondern eben einfach die Fixkosten bzw. variabelen Kosten durch die Stückzahl. Dies ist zwar analog zur Bildung der Stückkosten aus den Kosten, aber ist aus mathematischer Sicht sehr merkwürdig. Denn die fixen Stückkosten sind stets variabel, wenn diese nicht null sind und die variabelen Stückkosten besitzen häufig eine fixe Komponente. Bei der von mir antizipierten Definition wären fixe Stückkosten fix und variabele Stückkosten variabel. Resultiert der Name hier aus der analogen Bildung zu den Stückkosten oder dem Sachverhalt, dass diese auf fixen Kosten bzw. variabelen Kosten basieren? Oder wurden diese an Mangel an anderen sinnvollen Einwortoptionen gewählt? Für mich hätte aus mathematischer Sicht, in Analogie zu Verkettung von Funktionen, z.B. schon Stückfixkosten mehr Sinn ergeben, aber was wäre das Gegenstück? Gibt es noch mehr solcher Begriffe bei denen ich in Zukunft, wenn ich weiter Nachhilfe gebe, stoßen werde? Vielleicht hattet ihr ja mit irgendwas ähnliche Erlebnisse. Mit freundlichen Grüßen 10emanreztuneB *Diese Annahme ist rein subjektiv und wurde nur im Gespräch mit einigen Leuten getestet, die sich nicht mit Wirtschaftsmathematik beschäftigen.


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StefanVogel
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  Beitrag No.1, eingetragen 2020-01-25

Hallo 10emanreztuneB, herzlich willkommen auf dem Matheplanet! Maßgebend ist die zugrundeliegende Definition, zum Beispiel https://welt-der-bwl.de/Stückkosten und daraus muss hervorgehen, wie man was berechnen soll und nicht warum das so bezeichnet ist. Deine Begründung könnte aber in dem Fall durchaus als Anmerkung oder Hinweis dazustehen, warum die Bezeichnung eigentlich nicht ganz treffend ist warum das trotzdem so benannt wurde. Wenn nicht, kann man nur vermuten, dass das eventuell historisch sich so entwickelt hat und inzwischen allgemein so verbreitet ist. Mein Beispiel sind die Definitionen von Baum_(Graphentheorie) und Wald_(Graphentheorie), nach der ein einzelner Baum bereits ein Wald ist. Zitat https://de.wikipedia.org/wiki/Wald: "Bei einem weltweiten Überblick wurden allein in juristischem Zusammenhang 63 voneinander verschiedene, nationale Definitionen von „Wald“ gezählt, für den für die Definition wesentlichen Begriff „Baum“ 149 Definitionen." Diese Definitionen alle in ein oder wenige Worte zusammenfassen und verlangen, dass diese Worte genauestens beschreiben, welche Definition gemeint ist, das halte ich für aussichtslos. Man muss die Definition mit dazugeben, wenn man die Bezeichnungen verwendet. Viele Grüße, Stefan


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index_razor
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  Beitrag No.2, eingetragen 2020-01-25

\quoteon(2020-01-24 22:55 - 10emanreztuneB im Themenstart) Im Gegenteil dazu empfinde ich die Begriffe variabele und fixe Stückkosten eher wenig sinvoll. So beschreiben diese nicht, wie die meisten (Mathematiker) intuitiv annehmen würden*, die fixen Kosten, welche mit jedem Stück anfallen für die fixen Stückkosten und analog bei den variabelen Stückkosten, sondern eben einfach die Fixkosten bzw. variabelen Kosten durch die Stückzahl. \quoteoff Die intuitive Mathematikerdefinition ergäbe allerdings m.E. auch keinen Sinn. Fixkosten sind per Definition die Kosten, die unabhängig von der produzierten Menge anfallen. Was sollen ausgehend von dieser Definition "fixe Kosten, welche mit jedem Stück anfallen" sein? Das klingt nach einem Widerspruch in sich. Man versucht ja gerade diejenigen Kosten, welche man bei der Wahl einer Absatzmenge berücksichtigen muß (variable Kosten) begrifflich von den restlichen Kosten zu trennen. Im Englischen heißt es übrigens jeweils "average fixed cost" und "average variable cost", was beides sehr zutreffend ist. Von "Durchschnittskosten" kann man zwar auch im Deutschen reden. Allerdings gibt es dort anscheinend neben den "durchschnittlichen Fixkosten" nur die "variablen Durchschnittskosten". Letztere ergeben wiederum keinen Sinn und müßten besser "durchschnittliche variable Kosten" heißen. Für einen Fachbegriff ist das aber wahrscheinlich einfach zu umständlich.


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pzktupel
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  Beitrag No.3, eingetragen 2020-01-25

Natürlich können Fixkosten variabel ausfallen, aber wie schon erwähnt, sind das Kosten, die unabhängig von der Produktion anfallen. Die Höhe ist zwar selten konstant, aber man kann diese nicht unter den "Tisch" kehren, weil der Betrieb mal 3 Wochen Pause macht. Als Bsp sei genannt. Miete,Lohn/Peronalkosten,Stromabschläge,Mindestabnahme von Rohstoffen laut Vertrag etc. Hingegen Kosten für die Herstellung von Waren sind je nach Menge unterschiedlich. (Stückkosten) In der Kalkulation gibt es klare Verfahren, welche Kosten wann umlegt werden. Aus dem Stehgreif würde ich sagen, die Fixkosten sind auf alle Sparten anteilig umzulegen und dann kommt die Kostenumlage der variablen Kosten auf die Produktklassen. (Grob gesagt) "Im Gegenteil dazu empfinde ich die Begriffe variabele und fixe Stückkosten eher wenig sinvoll." Doch, die sind sinnvoll. Wie erwähnt, werden Fixkosten gewichtet auf Sparten umgelegt, und da hätte man die fixen Stückkosten. Wie der Verteiler ist , hängt vom Betrieb selber ab. Zum Bsp könnte man sagen, die Fixkosten betragen 9000 Euro pro Monat. Von Gut A werden 12000 und von B 24000 Stück hergstellt. Die Umlage der fixen Kosten sind für A 3000 Euro und für B 6000 Euro (angenommener Verteiler). Wenn aber für B doppelt so viele Fixkosten verballert werden, könnte auch die Aufteilung intern zu A 1800 Euro und B 7200 Euro erfolgen, das entscheiden dann die internen Analysen.


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10emanreztuneB
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  Beitrag No.4, vom Themenstarter, eingetragen 2020-01-25

Erstmal möchte ich allen, die geantwortet haben, danken. Anschließend möchte ich dann noch kurz zusammenfassen, was ich aus den einzen Antworten mitnehme bzw. ein kleiner Kommentar dazu abgeben. Stefan hat nochmal sehr gut klar gemacht, dass es eine Diskrepanz zwischen Begriff und Definition häufiger und aus unterschiedlichen Gründen geben kann. Letztendlich ist einfach die Defintion, die maßgeblich ist. Das Beispiel aus der Graphentheorie fand ich außerdem ziemlich passend. index_razor hat zunächst aufgezeigt, dass Intuition sehr unterschiedlich sein kann und ob etwas Sinn macht in vielen Bereichen auf Blickwinkel und Denkweg ankommt. Die weiteren begrifflichen Möglichkeiten und Ansätze über das Englische waren äußerst intressant. pzktupel hat verdeutlicht, dass es bei Konzepten mit starkem weltlichem Bezug häufig um die praktische Anwendung und den Nutzen geht. Diese habe ich bei meinem Ansatz vernachlässigt. Das Beispiel ist hierzu auch sehr anschaulich. Es war mir eine Freude eure Antworten zu lesen und ich werde diese nutzen, um das Thema demnächst noch besser zu vermitteln. Mit freundlichen Grüßen 10emanreztuneB


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