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Autor |
Vergleichsarbeiten 4 |
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Eckard
Senior  Dabei seit: 14.10.2002 Mitteilungen: 6828
Wohnort: Magdeburg
 | Themenstart: 2004-10-07
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Hallo Leute,
lese ich doch eben im Mathetreff der Bezirksregierung Düsseldorf, dass kürzlich sog. Vergleichsarbeiten (VERA) in der Klassenstufe 4 geschrieben wurden (zumindest wohl in NRW, kann ja jeder machen was er will). Prima, dachte ich, dein Sohn geht ja gerade in die vierte Klasse, das passt.
Doch komischerweise sind die Aufgaben streng geheim (angeblich wegen eines Copyright-Vermerks, was ja wohl nicht heißt, dass man sie unter Verschluss halten muss); es gibt nur einige Aufgabenbeispiele. Na gut, schauste da mal rein.
Und da wurde mir schlagartig klar, warum der Test nicht öffentlich ist: Lest euch mal die 1. Aufgabe genau durch! Wer solche (physikalischen) Ungenauigkeiten produziert, hat natürlich genauso eine Angst davor als schlechter Tester dazustehen wie andererseits die Schüler vielleicht Bammel vor dem Test haben. Ich denke, so etwas darf einfach nicht passieren, auch wenn es kleinlich aussieht.
Was meint ihr?
Gruß Eckard
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Gockel
Senior  Dabei seit: 22.12.2003 Mitteilungen: 25548
Wohnort: Jena
 | Beitrag No.1, eingetragen 2004-10-07
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Hi.
LOL, wie kann man nur solche Aufgaben stellen?? das ist echt peinlich für den, der sie sich ausgedacht hat.
mfg Gockel.
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Ich Elite. Du niks! - by Elfie
Zeit ist eine Droge: Zuviel davon bringt einen um. - Terry Pratchett
[ Nachricht wurde editiert von Gockel am 2004-10-07 15:58 ]
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murmelbaerchen
Senior  Dabei seit: 03.02.2003 Mitteilungen: 4294
 | Beitrag No.2, eingetragen 2004-10-07
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Hallo,
ich verstehe noch nicht genau das Problem. Nagut, blöde Aufgabe, aber es wird doch nach der Einheit und dem Gewicht gefragt, die Inforamtion, dass es 20cm lang ist, finde ich lustig, aber irrelevant. Deshalb wäre für mich die korrekte Lösung kg als SI-Basiseinheit. Praxistauglicher wäre vielleicht noch Gramm. Das wäre die einzige "Ungenauigkeit" die ich hier zu erkennen vermag....
Oder bin ich seltsam??
gruss
grammbärchen
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LutzL
Senior  Dabei seit: 06.03.2002 Mitteilungen: 10094
Wohnort: Berlin-Mahlsdorf
 | Beitrag No.3, eingetragen 2004-10-07
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Hi,
ad 1) also ich waere eindeutig fuer Minuten.
ad 2) Die einzige noch nachvollziehbare Aufgabe hat keine Aufgabenstellung, also alle Kaestchen mit Obstsymbolen vollmalen.
ad 3) Eine Aufgabe fuer Gehirnamputierte. Andererseits,... der geordnete Gebrauch von Papier und Bleistift kann heutzutage ja auch nicht mehr bedingungslos vorausgesetzt werden...
ad 4) Dann wurde ich an Schwejk erinnert, aber ob man solche Literaturkenntnisse heute in der 4. Klasse noch voraussetzen kann?
ad 5) Naja, da ja vorgemacht wurde, worum es geht.
Ciao Lutz
[ Nachricht wurde editiert von LutzL am 2004-10-07 15:56 ]
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Gockel
Senior  Dabei seit: 22.12.2003 Mitteilungen: 25548
Wohnort: Jena
 | Beitrag No.4, eingetragen 2004-10-07
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@kilobärchen:
"Mit welcher Einheit bestimmt man am besten..." Das ist also eine Aufgabe, die nur eine Lösung kennt. Trotzdem sind Gramm und Kilogramm zum Bestimmen geeignet.
Was also tun?
mfg Gockel.
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Eckard
Senior  Dabei seit: 14.10.2002 Mitteilungen: 6828
Wohnort: Magdeburg
 | Beitrag No.5, vom Themenstarter, eingetragen 2004-10-07
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Noch bekloppter ist ja die Aufgabe 4:
Überlege, ob es etwas zu rechnen gibt. Wenn ja, dann kreuze den Lösungsweg an.
Jochens Mutter ist viermal so alt wie er. Sie ist 32 Jahre alt.
Dann kommt ein Kasten zum ankreuzen mit "Hier gibt es nichts zu rechnen."
Ich würde so rechnen:
Kasten mit "4*32"
Kasten mit "32-4"
Kasten mit "4:32"
Kasten mit "32+4"
Kasten mit "32:4"
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Ich hätte den ersten Kasten angekreuzt mit "Hier gibt es nichts zu rechnen." Warum? Weil die Aufgabe keine Frage enthält! Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter. ;-)
Wer sich noch weiter überzeugen will, mit welcher Hingabe derartige Tests entworfen werden, dem sei folgende offizielle Lösung der Aufgabe 07 einer Vergleichsarbeit 2003/2004 für das Fach Mathematik, Schuljahrgang 3 empfohlen. Darin sieht man dieses schmucke Bild:
Wo steckt der Fehler?
Gruß Eckard
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Ex_Senior
 | Beitrag No.6, eingetragen 2004-10-07
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Hi MPler,
Um es mal noch ein klein wenig auf die Spitze zu treiben (ja, ich weiß, das dass übergenau, aber definitonsgemäß ist): Gewicht und Masse sind zwei völlig verschiedene Größen. Damit sind alle Antworten falsch; richtig(er) wären Newton, Pond oder ähnliches gewesen...
Gruß,
Christian
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Gockel
Senior  Dabei seit: 22.12.2003 Mitteilungen: 25548
Wohnort: Jena
 | Beitrag No.7, eingetragen 2004-10-07
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Hi Eckard.
Hmm ich seh keinen Fehler. Worauf willst du hinaus?
mfg Gockel.
Nachtrag: @christian:
0ja das ist natürlich wahr. Das haben wir alle nicht bedacht
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[ Nachricht wurde editiert von Gockel am 2004-10-07 15:52 ]
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Eckard
Senior  Dabei seit: 14.10.2002 Mitteilungen: 6828
Wohnort: Magdeburg
 | Beitrag No.8, vom Themenstarter, eingetragen 2004-10-07
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@kilobärchen und Gockel: Lacht jetzt nicht, aber Gewicht wird immer noch in Newton oder früher Pond (ok, beides kennt keiner in der 4. Klasse) und Masse in Gramm oder meinetwegen auch Kilogramm gemessen. Ein kleiner, aber feiner Unterschied eben. Hätte dort Masse anstatt Gewicht gestanden, wäre die Aufgabe nicht komplizierter, aber richtig gewesen.
Oder wie will man später den Schülern erklären, dass man auf dem Mond viel weiter hüpfen kann als auf der Erde? ;-)
Gruß Eckard
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Ehemaliges_Mitglied  | Beitrag No.9, eingetragen 2004-10-07
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Ich glaube, die gehen davon aus, dass das Würstchen auf der Erde ist.
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Gockel
Senior  Dabei seit: 22.12.2003 Mitteilungen: 25548
Wohnort: Jena
 | Beitrag No.10, eingetragen 2004-10-07
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Ja Eckard, hab schon gesehen bei Christian :)
Aber zu deiner Cent-und-Euro-Aufgabe... wo liegt da der Fehler?
mfg Gockel.
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Plex_Inphinity
Senior  Dabei seit: 01.05.2002 Mitteilungen: 3601
 | Beitrag No.11, eingetragen 2004-10-07
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Der Fehler steckt bei den 5.99 Euro. Es sind nur 5.49 Euro angekreuzt!
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Eckard
Senior  Dabei seit: 14.10.2002 Mitteilungen: 6828
Wohnort: Magdeburg
 | Beitrag No.12, vom Themenstarter, eingetragen 2004-10-07
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Juchu! Ist doch liebevoll gemacht, oder?
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Plex_Inphinity
Senior  Dabei seit: 01.05.2002 Mitteilungen: 3601
 | Beitrag No.13, eingetragen 2004-10-07
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Ja sehr fehlertolerant :)
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Gockel
Senior  Dabei seit: 22.12.2003 Mitteilungen: 25548
Wohnort: Jena
 | Beitrag No.14, eingetragen 2004-10-07
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Jetzt wo dus sagst...
mfg Gockel
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huepfer
Senior  Dabei seit: 19.11.2003 Mitteilungen: 6882
Wohnort: Münster/ eigentl. Allgäu
 | Beitrag No.15, eingetragen 2004-10-07
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Auch wenn das erste so hinkommt, warum nimmt der Aufgabensteller nicht ein 2-Eurostück? Mal ganz abgesehen von dem schönen Fehler, der in der Lösung tatsächlich noch drin ist.
Diese Vergleichstests scheinen zur Zeit ja wirklich ganz heftig gefragt zu sein. Am Montag habe ich im Radio vom Vergleichstest Deutsch für die 8. Klasse Hauptschule in Bayern gehört. Da waren auch schöne Sachen dabei:
Bei einer Aufgabe sollte man Sätze korrekt zu Ende führen. Folgender Satz sollte dabei unter anderem herauskommen:
Die Ärzte schlüpften in die Masken der Götter, weil das sollte ihnen übermenschliche Kräfte geben.
Bei einer anderen Aufgabe, die auch mathematisch ganz interessant ist, geht es um die Kommasetzung.
Aufgabenstellung: Setze 6 Kommas!
In den Satz gehörten aber beim besten Willen nur 5 Kommas. Doch es wird noch besser. Das war der Korrekturhinweis:
4 Punkte, für jedes richtig gesetzte Komma einen Punkt.
Die Aufgaben durften natürlich von den Lehrern nicht vorher angeschaut werden, da sie ja sonst manipulieren könnten. (aha) Und nachdem die überall schon kopiert waren, ist dem Ministerium ads ein oder andere doch noch aufgefallen und man hat die Schulen mit einer 3-Seiten langen Email auf einige Fehler hingewiesen, die sie dann den Schülern vor Beginn erklären mussten.
In den Gymnasien gab es so einen Test auch. Ebenfalls voll mit Fehlern und dem Wissensstand eines 8.-Klässlers nach Aussagen von einigen Deutschlehrern, die ich kenne, überhaupt nicht angebracht. Davon konnten sie in den meisten Fällen eigentlich noch überhaupt keine Ahnung haben.
Aber ich frage mich da immer, was man erwarten will, wenn in der Kultuspolitik und in den gesamten Ministerien jeder als Experte gelten kann, der mindestens mal 5 Jahre in die Schule gegangen ist.
Gruß
Felix
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Gonzbert
Senior  Dabei seit: 20.02.2004 Mitteilungen: 2176
 | Beitrag No.16, eingetragen 2004-10-07
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also bei "Benutze möglichst wenig Münzen" hätte ich 1Euro angekreuzt! :-) Weniger gehts nicht, und jeder der 67Cent haben will, nimmt auch nen Euro!
Edit: Die 1. Aufgabe in nem Abschlusstest Klasse 10 Gymnasium (auch zentral in Brandenburg) war: Ordne folgende Zahlen der Größe nach! Benutze zur Not den Taschenrechner! :)
[ Nachricht wurde editiert von Gonzbert am 2004-10-07 16:09 ]
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Rebecca
Senior  Dabei seit: 18.07.2002 Mitteilungen: 6459
Wohnort: Berlin
 | Beitrag No.17, eingetragen 2004-10-07
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Hi,
von Eckards Beispielen würde ich nur Aufgabe 2 durchgehen lassen, die anderen sind entweder physikalisch ungenau (1), haben keine eindeutige Lösung (3) oder enthalten keine explizite Aufgabenstellung (4) .
Ich habe mal dazu Google angeworfen. Da findet man reichlich hochtrabende Verwaltungsworthülsen und bis in kleinste geregelte Durchführungsbestimmungen. Und man findet auch, wer diese tollen Aufgabe entwickelt hat:
Die im Schuljahr 2004/05 eingesetzten Aufgaben wurden an der Universität Koblenz & Landau im Rahmen des Projektes VERA entwickelt. Hieran beteiligt waren Fachlehrkräfte, Curriculumexperten aus Landesinstituten der teilnehmenden Bundesländer und Fachdidaktiker. Die Aufgaben wurden im Vorfeld der Vergleichsarbeit an einer Normierungsstichprobe geeicht, also auf ihre Tauglichkeit hin überprüft.
Aber, Leute, einen Trost gibt es: Im Erlass des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur gibt es den §5 "Normierung". Und darin steht:
Die Aufgabensammlung in den Fächern Mathematik und Deutsch wird kontinuierlich weiterentwickelt.
Gruß
Rebecca
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Eckard
Senior  Dabei seit: 14.10.2002 Mitteilungen: 6828
Wohnort: Magdeburg
 | Beitrag No.18, vom Themenstarter, eingetragen 2004-10-07
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@Gonzbert: Hey, das gibt es doch nicht. Oh Mann, Zahlen ordnen mit einem Tascherechner! Mega*LOL*
@Rebecca: Auch nicht schlecht! In dem Sinne haben wir ja sogar zugearbeitet.
Hier meine Erklärung dafür (wer's noch nicht kennt).
Gruß Eckard
[ Nachricht wurde editiert von Eckard am 2004-10-07 16:23 ]
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huepfer
Senior  Dabei seit: 19.11.2003 Mitteilungen: 6882
Wohnort: Münster/ eigentl. Allgäu
 | Beitrag No.19, eingetragen 2004-10-07
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Könnte mir jemand bitte erklären, wie man Zahlen mithilfe eines Taschenrechners ordnet? Gut, wenn man da jede Menge irrationale und evt. gar noch transzendente Zahlen verwendet, kann es sein, dass ich den Taschenrechner brauche um die Zahlen annähern zu können, aber sonst? Oder haben die einen Taschenrechner, in den man eine Liste von Zahlen eingeben kann und der spcukt die dann in der richtigen Reihenfolge wieder aus?
Gruß
Felix
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Eckard
Senior  Dabei seit: 14.10.2002 Mitteilungen: 6828
Wohnort: Magdeburg
 | Beitrag No.20, vom Themenstarter, eingetragen 2004-10-07
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@Felix: ich würde sagen, denk einfach nicht drüber nach. ;-)
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Martin_Infinite
Senior  Dabei seit: 15.12.2002 Mitteilungen: 39133
Wohnort: Münster
 | Beitrag No.21, eingetragen 2004-10-07
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Hi,
Diese pdf kann echt lange unterhalten - ich bin aus dem Lachen kaum rausgekommen. Umso weiter ich jedoch in diesem Thread weiterlas, desto trauriger wurde es ... man denke an die Leute, die sich sowas ausdenken, weiß ich wie oft überprüfen (lassen), und dann die Schüler, die sowas über sich ergehen lassen müssen.
@Felix: Wenn man in den TI83 etwa " 1 < 2 " eingibt, dann spuckt der 1 aus, für " 2 < 1 " jedoch 0. Solche grafischen Taschenrechner können also Aussagen auswerten.
Gruß
Martin
[ Nachricht wurde editiert von Martin_Infinite am 2004-10-07 16:40 ]
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huepfer
Senior  Dabei seit: 19.11.2003 Mitteilungen: 6882
Wohnort: Münster/ eigentl. Allgäu
 | Beitrag No.22, eingetragen 2004-10-07
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@Eckard, ;-)
Danke Martin. Solche Taschenrechner waren bei uns in der Schule immer verboten, aber mittlerweile macht man wohl selbst davor nicht mehr halt.
Gruß
Felix
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Martin_Infinite
Senior  Dabei seit: 15.12.2002 Mitteilungen: 39133
Wohnort: Münster
 | Beitrag No.23, eingetragen 2004-10-07
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Sowas führt dann u.a. dazu, was sich heute exemplarisch im Mathe-LK gezeigt hat.
Lehrer: Wie lang ist denn der Vektor (2,1,2)?
Schüler: Moment, ich suche eben meinen Taschenrechner.
[ Nachricht wurde editiert von Martin_Infinite am 2004-10-07 17:00 ]
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thefish
Ehemals Aktiv  Dabei seit: 22.08.2003 Mitteilungen: 323
Wohnort: Augsburg
 | Beitrag No.24, eingetragen 2004-10-07
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@ Martin
ich finde die Frage des Lehrers auch komisch vormuliert: Wie lang ist der Betrag *g*.
Edit:
Ok du hast gerade deinen Fehler vor meinem Kommentar verbessert. *g*.
[ Nachricht wurde editiert von thefish am 2004-10-07 17:05 ]
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Martin_Infinite
Senior  Dabei seit: 15.12.2002 Mitteilungen: 39133
Wohnort: Münster
 | Beitrag No.25, eingetragen 2004-10-07
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In diesem Falle wäre Java mit dem Garbage Collector dem menschlichen Hirn deutlich überlegen
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Gonzbert
Senior  Dabei seit: 20.02.2004 Mitteilungen: 2176
 | Beitrag No.26, eingetragen 2004-10-07
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@Felix: Den Taschenrechner brauchte man z.Bsp. um zu entscheiden, ob 10/3 > PI ist... ;-)
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huepfer
Senior  Dabei seit: 19.11.2003 Mitteilungen: 6882
Wohnort: Münster/ eigentl. Allgäu
 | Beitrag No.27, eingetragen 2004-10-07
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@Gonzbert,
ohne Taschenrechner sage ich Dir, dass die Aussage richtig ist. ;-)
Wobei ich das ja schon weiter oben geschrieben hatte.
Gruß
Felix
[Edit:] Ups peinlich, wenn man die Aufgabenstellung falsch rum liest.
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[ Nachricht wurde editiert von huepfer am 2004-10-07 17:33 ]
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Ehemaliges_Mitglied  | Beitrag No.28, eingetragen 2004-10-07
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Gegen Taschenrechner in der Oberstufe, und auch schon davor, ist mE nichts einzuwenden. Sie sind nunmal wirklich nützlich und die Schüler, die die Rechner missbrauchen um ihre Faulheit im Unterricht zu verstecken, die würden durch eine Abschaffung der Rechner nicht besser werden...aber das hatten wir ja schonmal :D
Gruß
Huseyin
[ Nachricht wurde editiert von MetaPhy am 2004-10-07 17:32 ]
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Eckard
Senior  Dabei seit: 14.10.2002 Mitteilungen: 6828
Wohnort: Magdeburg
 | Beitrag No.29, vom Themenstarter, eingetragen 2004-10-07
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Im Sommer 2003 kaufte ich mir das Buch "Das große PISA Training für Erwachsene -- Wissen und logisches Denken intelligent anwenden", ISBN 3-8174-5546-1, Redakteur im Bereich Mathematik ist ein Herr Ralf Holtkamp, für 9,95 Euro. Weiß der Teufel, was mich da geritten hat. Jedenfalls ist dieses Buch (Achtung: knallroter Umschlag!) eine echte Perle für den wißbegierigen Erwachsenen.
Ich gebe exemplarisch einige Kuriositäten im Aufgabentext an (kursive Hervorhebungen sind von mir):
S. 107: "Die Gewichtskraft G, die alle Körper auf der Erde anzieht, kann in m/s^2, aber auch in Newton (N)/kg angegeben werden.
S. 111: "Ein Polynom der Form x^2+a kann im Bereich der reellen Zahlen nicht weiter aufgespalten werden, es ist irreduzibel. Um die Nullstellen dieses Polynoms berechnen zu können, benötigen wir negative Wurzeln. ..."
S. 113: "Unter einer binomischen Formel versteht man ein Polynom vom Grade n in der Form (a+b)^n. ... Das Ausrufezeichen steht in der Mathematik für Fakultät und bedeutet nichts anderes, als dass alle ganzen Zahlen aufmultipliziert werden."
S. 114:
Übung 2.60: "Die Nullstellen des Cosinus liegen bei \pi/(2+2\pi*k) für jede ganze Zahl k."
Übung 2.61: Berechnen Sie ohne Zuhilfenahme des Taschenrechners
51!/(49!)|1+2+3+4+...+100|wurzel(3,sqrt(729))
S. 115: Übung 2.63: "Die allgemeine Gleichung einer Parabel lautet y=x^2."
Im Lösungstext wird's noch lustiger:
S. 126: Lösung 2.56:
"Die p-q-Formel ist x=-f/2+-sqrt((\g/2)^2-q), wenn wir mit x^2+px+q=0 die allgemeine Formel einer quadratischen Gleichung bezeichnen."
S. 129: unter der Überschrift "Die wichtigsten mathematischen Symbole":
produkt(x_i,i=1,3)=x_1+x_2+x_3
i --- Imaginärteil einer komplexen Zahl --- i=-1
und so weiter und so fort ...
Erwachsene: Lasst dieses Buch niemals aus Versehen liegen! Wenn es Eure Kinder in die Hände bekommen, kann das zu bleibenden Schäden in der mathematischen Grundbildung führen. Am besten ihr verbrennt es und zerstreut noch die Asche.
Gruß Eckard
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Martin_Infinite
Senior  Dabei seit: 15.12.2002 Mitteilungen: 39133
Wohnort: Münster
 | Beitrag No.30, eingetragen 2004-10-07
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Hi,
vielleicht sollte man den Titel nicht so optimistisch deuten. Es ist bestimmt gemeint, dass man mit diesem Buch die Ergebnisse noch weiter polarisieren kann
Gruß
Martin
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Rebecca
Senior  Dabei seit: 18.07.2002 Mitteilungen: 6459
Wohnort: Berlin
 | Beitrag No.31, eingetragen 2004-10-07
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Hi Eckard,
das ist geradezu erschütternd!
Im Klappentext dieses Machwerkes steht:
Spitzenleistungen kann jeder erzielen, der erworbenes Wissen beruflich und privat anzuwenden versteht. ... Verbessern Sie Ihr mathematisches Verständnis - Präzisieren Sie Ihr naturwissenschaftliches Denken.
Die Autoren (die mal wieder das Peter-Prinzip bestätigen) sind:
Tanja Gomoluch, Erziehungswissenschaftlerin, arbeitet am Institut für Erwachsenenbildung der Westfälischen Wilhelms-Universiät Münster.
Marc Hillefeld arbeitet als Sachbuchautor in Berlin und München, Themenschwerpunkte sind Naturwissenschaft und Kulturgeschichte.
Ralf Holtkamp, Diplom-Mathematiker, ist seit vielen Jahren im Bereich Weiterbildung tätig.
In der Frankfurter Allgemeine Zeitung (14.07.2003) wurde diese Buch rezensiert, Zitat:
Dieses große Pisa-Training für Erwachsene zeugt nur von jener Misere, die es beheben will.
Gruß
Rebecca
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[ Nachricht wurde editiert von Rebecca am 2004-10-07 18:10 ]
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Rodion
Senior  Dabei seit: 29.10.2002 Mitteilungen: 2050
 | Beitrag No.32, eingetragen 2004-10-07
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Ich denke auch, Eckard, daß du den Titel falsch gedeutet hast:
"Wissen und logisches Denken intelligent anwenden" bedeutet in diesem Fall soviel wie "finde die Fehler". Du bist also auf dem besten Wege, genau das zu tun, was der Autor bezweckt hat .
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Ehemaliges_Mitglied  | Beitrag No.33, eingetragen 2004-10-08
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alles halb so dramatisch, wie hier dargestellt. wenn man sowas finden will, wird man es zu hauf überall finden, nichts besonderes also.
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Wauzi
Senior  Dabei seit: 03.06.2004 Mitteilungen: 11620
Wohnort: Bayern
 | Beitrag No.34, eingetragen 2004-10-08
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Hallo zusammen,
welche Grundschullehrkraft kennt schon den Unterschied zwischen Masse und Gewicht?
Wegen ständig sich wiederholender Fehler bin ich bei der Aufnahmeprüfung in die Realschule (ab 7. Klasse) mal sehr aufmerksam geworden. Und finde doch beim LehrerInnenvorrechnen folgende (in Gesprächen immer wieder abgestrittene) Vorgehensweise:
5*12+3-6*2=60+3=63-12=51.
Wie soll das den Kindern wieder entlernt werden?
Und auch wozu? Bei uns ist oben erwähnter graphischer Taschenrechner längst Pflicht ab 8. Klasse. Damit erreichen wir erfolgreich die Umgehung jeglichen Denkvorgangs. Wie beliebt man sich macht, wenn man dieses Gerät in Physik nicht zuläßt, sondern nur einfache Taschenrechner, kann man sich vorstellen.
Aber wie sollen Tests auch richtiger, Unterricht besser und Hilfsmittel sinnvoller werden, wenn seit PISA tausende selbsternannter Pädagogen von ihren grünen Tischen aufspringen und uns mit immer neuen pädagogischen Ideen zumüllen. Ideen, die den Unterricht in Gruppen, in Zirkeln, in Projektteams, und was weiß ich noch neu gliedern, nicht mitkriegen, daß 35 Schüler mittlerweile Standard in den Klassen geworden ist und auch nicht begreifen, daß vor der gekonnten Anwendung eines Wissens erstmal dessen Erwerb steht. Als Folge ist der wichtigste Teil des Jobs das Absitzen unnötiger Sitzungen und das Erdulden sinnloser "Fortbildungen" geworden. Ich komme bei beiden zusammen mittlerweile auf einen Schnitt von 1,5 Schulnachmittagen pro Woche. Zweitwichtigstes sind irgendwelche events, die den Schulalltag fördern, das Schulteam motivieren und die Schulfamilie nach außen darstellen. Ich warte auf den Zeitpunkt, wo ich nur noch Kaspereien mache und der Unterricht von 400€ Kräften durchgezogen wird.
Aber man soll die Hoffnung nie aufgeben. Vielleicht wird eines Tages auch wieder mal unterrichtet in Schulen, statt endlos Tests zu schreiben. Irgendwann bemerken sicher sogar die KultusministerInnen, daß Schweine auch durch mehrmaliges Wiegen nicht fetter werden.
Aber wahrscheinlich bin ich dann bereits im Ruhestand.
Von Ludwig Thoma ist der Spruch: "Er war Jurist und auch sonst von mäßigem Verstand". Wenn ich unsere Pädagogikideologen sehe, die mittlerweile die Schulen bis in die letzten Winkel unsicher machen, wüßte ich noch eine Berufsgruppe für diesen Spruch.
Gruß Wauzi
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Arbeit ist der Fluch der trinkenden Klassen (Oscar Wilde)
besonders jetzt, wo der Herbst aufs Gemüt drückt.
[ Nachricht wurde editiert von Wauzi am 2004-10-12 23:26 ]
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Koebes
Ehemals Aktiv  Dabei seit: 08.10.2004 Mitteilungen: 161
Wohnort: Offenbach
 | Beitrag No.35, eingetragen 2004-10-12
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Ja, aber...
Ich bin Lehrer und muß solcherlei Vergleichsarbeiten schreiben lassen. Es ist, wie ihr richtig andeutet, ein steter Quell des Frohsinns. Leider weniger für die Schüler, die diesen Unfug lösen müssen. Es wird sowieso grundsätzlich nie das abgefragt, was ihm Lehrplan steht. Und jetzt führen sie das Zentralabitur ein. Wahrscheinlch werden da dieselben mathematischen Genies sich noch tollere Aufgaben mit Differenzalisation und Integratierung und denn anderen tollen Sachen, die wir Mathematiker uns ausdenken, ersinnen - nur Mathe kann davon keiner, weil ja sowieso nur Rechnen und nicht Denken abgefragt wird.
Man muß doch die Frage stellen, ob überhaupt noch Mathematik, oder nur Rechnen abgefragt wird. Ich persönlich erlaube übrigens Taschenrechner ohne Graphischen Modus ab Klasse 7. Die Kinder können so oder so nicht kopfrechnen, ich kann es allerdings auch nicht besonders gut. Allerdings habe ich momentan eine 8 in der Leute 5+3-3 mit TR rechnen und dafür zwei Versuche brauchen. Und mit denen schreibe ich dann landesweite Vergleichsarbeiten. Vielleicht sollte man mal Probleme angehen anstatt sie nur abzubilden!
[ Nachricht wurde editiert von Koebes am 2004-10-12 23:04 ]
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Wauzi
Senior  Dabei seit: 03.06.2004 Mitteilungen: 11620
Wohnort: Bayern
 | Beitrag No.36, eingetragen 2004-10-12
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Hallo Koebes,
Taschenrechner ohne Graphik haben durchaus ihren Sinn, zwar nicht in Mathe, wohl aber in Physik. In Mathe sollten die Schüler aber wirklich zuerst Kopfrechnen lernen. (Eigentlich sollten das die Lehrer auch können )
Ich lege für mich schon Wert darauf, bei nicht zu komplizierten Grundrechnungen im Kopf schneller zu sein als meine Schüler mit der Maschine. Bei Überschlagsrechnungen sollte ein Lehrer dies auch bei komplizierteren Rechnungen sein.
Folgendes Problem war letztes Jahr für eine 8. Klasse Realschule mathematischer Zweig im Kopf nicht lösbar:
7*8 (!!)
Die Lösungen schwankten zwischen 47 und 59.
In einem Punkt teile ich Deine ablehnende Meinung nicht. Ich halte Zentralabitur für eine sinnvolle und auch notwendige Einrichtung, da nur so vergleichbare Wissensstandards erreicht werden. Meine früheren Mitschüler und ich hatten nie Probleme damit. (In Bayern gabs Zentralabi schon immer und zumindest bis vor ein paar Jahren war das Bildungsniveau der bayrischen Gymnasiasten dem in anderen Bundesländern eindeutig überlegen. Zumindest in Mathe.)
Das Gleiche gilt mE auch für die Abschlußprüfungen an den Realschulen, die nur in Bayern zentral gestellt werden. Soviel Mut muß ich als Lehrer schon haben, mich mit meinen Bemühungen um Ausbildung einem Wettbewerb zu stellen.
Aber lange wird das sowieso keine Herausforderung mehr sein.
Im neuen Lehrplan Realschulen Bayern Physik naturwissenschaftlicher Zweig gibt es kein Hookesches Gesetz mehr, keine Schmelzwärme, keinen zweiten Hauptsatz der Wärmelehre, keine Formel für die Fallbeschleunigung und die Ladung ist an bayrischen Realschulen zu einer Grund- und die Stromstärke zu einer abgeleiteten Größe geworden! Das Brechungsgesetz ist zu schwierig, der Transistor auch und überhaupt sind Hintergründe unseren Schülern nicht mehr zumutbar. Unser Schlagwort heißt phänomenologisch. Ob das ein Schüler aussprechen, geschweige denn schreiben kann, wage ich zu bezweifeln.
Aber vielleicht machen wir dann im Rahmen der Optik ein Schulhoffest des Lehrerteams und der Schulfamilie, wo wir den Pausenhof verschiedenfarbig anmalen und gemeinsam mit den Eltern Konfliktlösungsstrategien für Schüler mit Rechenschwäche, Aufmerksamkeitsstörungen, Bulemie, Drogensucht oder auch nur Liebeskummer entwickeln, im Team umsetzen und später einer Evaluation durch eine dafür gebildete Arbeitsgruppe unterziehen.
Brauchen wir dafür eigentlich noch Taschenrechner?
Gruß Wauzi, etwas genervt, weil wir wieder einen Nachmittag mit einer idiotischen Sitzung getötet haben, die unseren Bildungsstand deutlich erhöht hat.
Unterrichten macht unendlich viel Spaß, aber das, was da einige selbsternannte Ideologen in die Wege leiten, macht diesen schönen Beruf zu einem einzigen Graus.
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viertel
Senior  Dabei seit: 04.03.2003 Mitteilungen: 27787
Wohnort: Hessen
 | Beitrag No.37, eingetragen 2004-10-13
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Und die kriegen auch noch Geld dafür Jetzt nicht die Lehrer (ok, die kriegen natürlich auch ihr Geld), sondern ich meine die Chefidiotenideologen in den Ministerien. Eine Schande!
Und in der Schule selbst muß an allen Ecken und Enden gespart werden.
Bin ich froh, daß ich kein Lehrer bin (obwohl ich gerne mit Kindern arbeite weswegen ich ja auch eine Mathe-AG leite).
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Ehemaliges_Mitglied  | Beitrag No.38, eingetragen 2004-10-13
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@Wauzi: Ich weiß nicht, as jetzt im Physikunterricht mit "phänomenologisch" gemeint ist, aber im Fach Mathematik wäre es mE sehr sinnvoll so einiges an Inhalten zu streichen! Wir machen viel zu viel ohne Grundlagen, und bei dem hohen Tempo (mit den bekannten Folgen) kann es gar nicht bei den Schülern zu einem "wirklichen" Spaß an Mathe kommen, zumindestens erfahre ich das in unserer Schule (Gymnasium, 12. Klasse) so. Auf Nachfrage kam dann aber natürlich die Fesselung der Lehrer durch das zentralabi zurück...wenn das Zentralabi bedeutet, möglichst viele Themen zu machen um der Quantität Willen, dann war dessen Einführung in NDR ein echter Reinfall.
Gruß
Huseyin
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Koebes
Ehemals Aktiv  Dabei seit: 08.10.2004 Mitteilungen: 161
Wohnort: Offenbach
 | Beitrag No.39, eingetragen 2004-10-13
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Das mit dem Wettbewerb sehe ich aber anders, und zwar aus folgenden Gründen:
Ein Wettbewerb ist nur dann fair, wenn jeder die gleichen Voraussetzungen hat, der an ihm teilnimmt. Unsere Schule ist schlecht ausgestattet und hat wenig Geld. Andere Schulen sind da besser dran. Außerdem ist unsere Schule in einem sozialen Brennpunkt gelegen. Das verändert den MU und seine Ziele grundlegend. Also kommt dabei auch etwas anderes heraus. Die Vergleichsarbeiten werden in allen Klassen geschrieben, d.h. eine große Schule kann eine schlechte Klasse "rausmitteln". Wir haben nur eine 8. Klasse, d.h. es werden Aussagen über unseren MU gemacht und dabei wird von einer Grundgesamtheit von 28 Schülern ausgegangen. Das kann nicht sein. Der Wettbewerb ist schlicht und ergreifend nicht fair und behindert soziale Durchlässigkeit.
Ich sehe es auch so, daß nicht ich mich einem Wettbewerb stelle. Denn ich schreibe die Klausur nicht mit, das tun meine Schüler, und man darf den Einfluß den ein Lehrer hat, auch nicht überschätzen.
Das Zentralabitur normiert die Inhalte des MU. Ich finde aber den jetzigen MU in der Oberstufe zu kalküllastig. Es werden zu viele Algorithmen und zu wenig Ideen gelehrt. Im bayerischen Zentralabitur werden im Wesentlichen Wissens- und Rechenaufgaben gestellt, zumindest in den Klausuren, die mir bekannt sind. Ich befürchte bei uns Ähnliches. Die Spitze wird darunter - wie immer - leiden und die "Normalbegabten" nicht profitieren. Denn wenn der MU ein Ziel gründlich verfehlt, dann das, mathematisch begabte Schüler ausreichend zu fördern.
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